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Appendix

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reptilia-buchbesprechung-2019 Nr. 66

Buchbesprechung

Gila-Krustenechse

Schwandt, Hans-Joachim (2019): Die Gila-Krustenechse Heloderma suspectum. Biologie, Haltung und Zucht. – Frankfurter Beiträge zur Naturkunde Bd. 83; Hardcover, 237 S., 372 Farbfotos, Karten, Klimadiagramme; Edition Chimaira, Frankfurt/Main; ISBN 978-3- 89973-440-9, € 49,80,-

Das „Gila-Monster“, Heloderma suspectum, ist zweifellos die ikonographischste Echse Nordamerikas. Dazu trägt sicherlich sowohl der monstermäßige Trivialname (den es im Amerikanischen ebenso gibt wie im Deutschen) bei als auch die Tatsache, dass es sich hierbei um die einzige „echte“ Giftechse handelt. Den Monster-Namen lehnt Hans-Joachim Schwandt allerdings ab, weil er ein falsches Bild auf diese Tiere werfe.

image Nach dem bisherigen Standardwerk von Bernd Eidenmüller und Manfred Reisinger „Krustenechsen“, ebenfalls in der Edition Chimaira erschienen, ist das neue Buch aus der „weißen Reihe“ des Verlags nun also das zweite deutschsprachige Werk über Heloderma und konzentriert sich exklusiv auf die nördlichste Art der Gattung.

Den Kern bilden die Ausführungen über Haltung und Vermehrung dieser charismatischen Echse. Schwandt ist ein ver- sierter Kenner – er hält die Art bereits seit 1976. Zur Nachzucht entschloss er sich erst deutlich später, nämlich im Jahr 2000. Das ist aber nun ja auch schon wieder fast zwei Jahrzehnte her, und dementsprechend hat er auch auf diesem Feld einen reichen Erfahrungsschatz angesammelt. Daran lässt er seine Leserinnen und Leser nun ausgiebig teilhaben und versäumt es nicht, publizierte und nicht publizierte Daten anderer Terrarianer wiederzugeben, sodass ein umfassendes Bild von der Haltung dieser Art in menschlicher Obhut entsteht. Dabei widmet Schwandt sich besonders ausgiebig auch den Problemfeldern der Krustenechsenhaltung, etwa der tatsächlich recht problematischen Geschlechtsbestimmung, und zwar nicht nur bei den Adulten, sondern auch bei Jungtieren. Auch bisher wenig berücksichtigte Aspekte wie etwa Veränderungen der Zeichnung in den ersten Lebensjahren oder die Variabilität der Jungtiere innerhalb eines Geleges werden behandelt. Sehr aufschlussreich sind auch Vergleiche zum Wachstum junger Krustenechsen bei unterschiedlicher Fütterung. Natürlich werden alle weiteren relevanten Aspekte behandelt, von der Ernährung über die Überwinterung oder die Handhabung. Selbst für einen unbedingt zu vermeidenden Bissunfall (der glücklicherweise in aller Regel nicht tödlich verläuft und meist auch keine bleibenden Schäden hinterlässt) werden konkrete Hinweise gegeben. Der terraristische Teil des Buches wird abgerundet durch ein kurzes Kapitel über Krankheiten.

Der zweite Hauptteil des Buches (inhalt- lich, nicht in der Reihenfolge der Kapitel) betrifft die Biologie der Art. Hier beeindruckt besonders die ausführliche Darstellung der Anatomie inklusive detaillierter Darstellungen zahlreicher Knochen und Skelettmerkmale, die man so in vergleichbaren Büchern eher selten findet. Auch der Aufbau der Haut, der Zunge und des Giftapparats werden ausführlich vorgestellt. Bei den Ausführungen zur Lebensweise im Freiland überzeugen zahlreiche Fotos mit selten zu sehenden Motiven wie das Fressen verschiedener Beuteobjekte. Eine sehr ausführliche Bildergalerie stellt unterschiedlichste Lebensräume von Gila-Krustenechsen vor – schön zum Schwelgen für Wüstenfreunde, nützlich aber auch für Herper, um ein Gespür für Biotope zu bekommen, wo die Suche sich lohnen könnte, und natürlich als Vorlagen für die Terrariengestaltung. Abgerundet werden die Kapitel zur Lebensweise und Biologie durch Verbreitungskarten oder Klimadiagramme aus dem Lebensraum. Das Buch kann aber noch durch zwei weitere „Specials“ aufwarten. Da ist zum einen eine ausführliche Betrachtung „zur Kenntnis und Ikonographie der rezenten Mitglieder der Gattung Heloderma bis 1900“, ein Gastbeitrag vom Herpetologen-Multitool Aaron M. Bauer. In gewohnter Detailfreude erfährt man von ihm auf immerhin rund 40 Seiten wirklich alles über die frühe Literatur zu diesen einzigartigen Echsen. Erwähnenswert ist auch der Beitrag zur Taxonomie von Krister T. Smith vom Frankfurter Senckenbergmuseum, der insbesondere auch die paläontologischen Funde von Krustenechsen würdigt. Und schließlich sei das Vorwort von Herper-Legende Karl H. Switak erwähnt, ein Freund des Autors, der dessen Kenntnisse mit netten Anekdoten bezeugt.

Insgesamt also eine Fundgrube teils ausgefallenen Materials über eine der bemerkenswertesten Echsen der Welt und eine höchst interessante Terrarienbewohnerin, die leider zu Unrecht in manchen Bundesländern unter allzu strenge Gefahrtiergesetze fällt. Denn obwohl Krustenechsen giftig sind, ist ein Haltungsverbot ganz sicher nicht gerechtfertigt. Für die Allgemeinheit stellen diese Tiere sicherlich keine relevante Gefahr dar. Hoffentlich kann dieses wertvolle Buch auch diesbezüglich zur Versachlichung der Debatten beitragen.

Ansonsten bleibt vor allem die bemerkenswerte Fülle an Fotos hervorzuheben, die teils auch wenig dokumentierte Aspekte aus dem Leben dieser faszinierenden Echse beleuchten. Für Halter von Gila-Krustenechsen ist das Buch zweifellos eine Pflichtlektüre, aber auch andere Echsen- und Reptilienfreunde sowie ganz allgemein Fans der Herpetofauna Nordamerikas werden es mit Gewinn zur Hand nehmen.

Übrigens: Das Buch ist parallel auch auf Englisch in identischer Ausstattung und zum selben Preis erschienen (ISBN 978- 3-89973-441-6). image

Heiko Werning

Mit freundlicher Genehmigung (27.08.2020) der REPTILIA Nr. 140 vom Dezember 2019.



Buchbesprechung - Elaphe 3/2021

Alles über Gila-Krustenechsen

SCHWANDT, Hans-Joachim (2019): Die Gila-Krustenechse – Heloderma suspectum. Biologie, Haltung und Zucht. – Frankfurter Beiträge zur Naturkunde Bd. 83, 273 Seiten, 372 Farbfotos; ISBN 978-3-89973-440-9; Preis 49,80 €.

Eine ebenso empfehlenswerte Artmonographie in der bekannten Buchreihe „Frankfurter Beiträge zur Naturkunde“ befasst sich exklusiv mit der Gila-Krustenechse. Die charismatischen Wüstenbewohner aus den südwestlichen USA und dem angrenzenden nordwestlichen Mexiko gehören zweifellos zu den faszinierendsten Reptilien. Auf den für Echsen ungewöhnlichen Aspekt der Giftigkeit verweist der manchmal auch noch gebräuchliche Populärname „Gila-Monster“ (englisch Gila monster), den der Autor Hans-Joachim Schwandt aber völlig zurecht vermeidet. Wie er in seiner Einführung verdeutlicht, wird dieser negativ besetzte Begriff „weder dem Aussehen noch dem Wesen der Tiere gerecht“.

imageDer Autor ist promovierter Naturwissenschaftler im Fach Pharmazie und langjährig erfahrener Terrarianer. Er befasst sich seit 1976 mit der Gila-Krustenechse– zunächst neben der Haltung und Nachzucht diverser Nattern und Eidechsen, seit 2000 dann intensiv und ausschließlich mit dieser Art. Seinen enormen Erfahrungsschatz teilt der versierte Praktiker schon länger auf seiner sechssprachigen (deutsch, englisch, französisch, spanisch, italienisch und russisch) Internetseite www.heloderma.net mit Interessierten. Der 100.000ste Besucher dieser Webseite und viele positive Rückmeldungen im Gästebuch haben schließlich zum Entschluss geführt, die Inhalte aktualisiert und stark erweitert in dem nun vorliegenden Buch zu publizieren.

Hans-Joachim Schwandt kennt Krustenechsen nicht nur aus den eigenen Terrarien, sondern auch von zahlreichen Feldexkursionen in den USA mit internationalen Kollegen. So stammt das Vorwort aus der Feder des bekannten amerikanischen Herpetologen Karl Switak, der ihn über viele Jahre auf solchen Field Trips begleitet hat. Vorangestellt sind zudem zwei Gastbeiträge weiterer renommierter Herpetologen: Aaron M. Bauer stellt, mit zahlreichen historischen Abbildungen illustriert, die Entdeckungsgeschichte der Gattung Heloderma bis 1900 ausführlich dar, und ein kurzes Kapitel von Krister T. Smith befasst sich mit der aktuellen Taxonomie und Evolutionsgeschichte der Krustenechsen.

Das erste Herzstück des Buchs sind die folgenden Kapitel zu Verbreitung und Lebensraum sowie zur Lebensweise in der Natur – über mehrere Doppelseiten hinweg stattlich bebildert mit hervorragenden Biotopaufnahmen. Beeindruckend sind auch viele Fotos von Echsen Freiland, z. B. beim Plündern von Vogel- und Schlangengelegen, beim Fressen eines nestjungen Kaninchens oder beim Angriff auf eine eierlegende Gopherschildkröte, die ihren Ablageplatz tapfer verteidigt.

Neben den zahlreichen Informationen und Abbildungen aus dem Freiland ist das zweite Herzstück des Buchs natürlich die Terrarienhaltung und -nachzucht. Zunächst befasst sich der Autor mit allen relevanten Aspekten der Pflege, von der Größe und Ausstattung der Behältnisse über die artgerechte Ernährung und Winterruhe bis hin zur sicheren Handhabung der giftigen Krustenechsen. Natürlich stellen die Gifte und ihre Wirkung sowie die Bissvermeidung einen zentralen Aspekt dar, aber auch spannende anatomische Details werden gezeigt, wie der stark verknöcherte Schädel mit den beeindruckend scharfen Giftzähnen oder ein ausgestülpter Hemipenis mit sichtbarer Spermarinne bei einem missglückten Paarungsversuch. Interessant sind auch viele Bilder natürlicher Zeichnungsvarianten wie ein längsgestreiftes oder ein hypomelanistisches Tier. Das letzte Drittel des rundum gelungenen Buchs bilden schließlich die ausführlichen Kapitel zur Nachzucht der Gila-Krustenechse – angefangen von der schwierigen Geschlechtsbestimmung über die Partnersuche, Paarung und Eiablage bis hin zur Inkubation der Gelege und erfolgreichen Aufzucht der Jungtiere – sowie ein Abschnitt über Krankheiten, gefolgt von einem achtseitigen Literaturverzeichnis und dem kurzen Glossar.

Dem vorliegenden Buch ist eine weite Verbreitung zu wünschen, für Halter von Krustenechsen und spezialisierte Echsenliebhaber ist es ohnehin Pflicht, aber auch allgemein Interessierte werden sich an der Fülle von Bildern und wertvollen Informationen über die spannenden Reptilien begeistern. Ebenso erfreulich ist der Umstand, dass es diese umfassende Monografie zum selben Preis auch in einer englischen Übersetzung gibt.

Axel Kwet

Mit freundlicher Genehmigung der Elaphe-Redaktion (Dr. Kwet, 30.04.2021).


Gila Monster Classification


The first scientific illustration of a Gila monster
This is the first scientific illustration of a Gila monster. This female specimen was collected in 1855 on the boundary survey after the Mexican-American war.

One of the most important events in the history of the American Southwest was the establishment of the United States-Mexico boundary between 1849 to 1857. As a result of the Mexican-American War (1846-48) and the resultant Treaty of Guadalupe Hidalgo, the 2,000 mile border between the US and Mexico was established. The results of this survey were reported in the three-volume work, Report on the United States and Mexican boundary survey, made under the direction of the secretary of the Interior by William H. Emory, (1857-1859). In addition to establishing this new boundary, the report is also remarkable in its contribution to understanding of the natural history of the area.

In the summer of 1855, camped southwest of Tucson, a survey team was about to get some relief from the oppressive heat.

"Whilst encamped here, heavy storms of wind, hail, and rain, were experienced; the valley where the party lay was so quickly flooded as to endanger all the camp equipage, as well as instruments; tents were blown down, and many articles were carried away by the hurricane. Notwithstanding the inconvenience attending them, the rains were welcome, as they refreshed and cooled the atmosphere, which oftentimes heated to 110° Fahrenheit."
Report of the United States and Mexican Boundary Survey, 1857

These monsoon rains also brought a female Gila monster (drawn in the above lithograph) above ground where it was collected by civilian surveyor Arthur Schott.

"Some strange specimens of natural history were found at this place; amoung them, what is called by the Mexicans "El Scorpion," a large, slothful lizard, in the shape of a miniature alligator, marked with red, black and white belts--a hideous-looking animal."
Report of the United States and Mexican Boundary Survey, 1857

Not recognized at the time as a distinct species, this specimen was misidentified as the previously described Mexican beaded lizard, Heloderma horridum (Wiegmann, 1829). It would be more than 10 years later that Edward Dinker Cope, in 1869, described these animals as a distinct species and called them Heloderma suspectum. Cope gave them the specific name "suspectum" because, at the time, they were suspected to be venomous. Controversy over the question of their venomous nature would continue into the 20th century.

Scientific Classification

Kingdom: Anamalia
Phylum: Chordata
Class: Reptilia
Order: Squamata
Family:Helodermatidae
Genus: Heloderma
Species: H. suspectum

Binomial Name

Heloderma suspectum (Cope, 1869)

Recognized Subspecies

H. s. suspectum, Reticulate Gila monster
H. s. cintum, Banded Gila monster

Comment by WEB author: Classification no longer valid!

Source: https://www.docseward.com/

WAHRSCHEINLICH DIE ERSTE GESETZGEBUNG ZUM SCHUTZ EINES GIFTTIERES. - "Das Gesetz zum Schutz von Reptilien, einschließlich der Hornkröte und des Gila-Monsters" ist auf Seite 3 unter der Kommissionsordnung Nr. P-6 im Auftragsbuch der ständigen Kommission der Arizona Game and Fish Commission zu finden. Sie ist auf den 12. Januar 1952 datiert. Sie lautet wie folgt:

Das Gilamonster Heloderma suspectum (Cope) und die Krötenechse der Gattung Phrynosoma sind als geschützte Tierarten eingestuft und dürfen nur in der von der Kommission vorgeschriebenen Weise aufgenommen werden. Keine der oben beschriebenen Arten darf ohne schriftliche Genehmigung der Kommission verkauft, abgegeben, zum Verkauf angeboten oder getauscht werden.

Die Klausel "... nur in der von der Kommission vorgeschriebenen Weise aufgenommen" bezieht sich auf das Bemühen der Kommission, die Aufnahme (Fang und Haltung) des Gila-Monsters durch alle Personen einzuschränken, die nicht an der eigentlichen Forschungsarbeit beteiligt sind. Die Kommission stößt bei der Umsetzung dieser Anordnung auf erhebliche Schwierigkeiten, was die Zoos und Reptiliengärten am Straßenrand betrifft.

Dr. Herbert A. Stahnke vom State College in Tempe forscht mit dem Gift des Gila-Monsters, und er ist die einzige Person, der eine Genehmigung zum Sammeln dieses Reptils erteilt wurde. Straßenzoos durften die Exemplare, die sie vor der Gesetzgebung vorrätig hatten, behalten und sind verpflichtet, alle Änderungen der auf ihren ursprünglichen Anträgen aufgeführten Zahlen zu melden. Bis zum 1. Oktober 1952 sind zwei Fälle bekannt geworden. Einer führte zu einer Geldstrafe von $25,00 und der andere ist noch anhängig. Ernest E. Mulch, der amtierende Direktor, schreibt: "Da das Gesetz das Gila-Monster schützt, schließt dies sowohl die Tötung als auch die Haltung dieses Tieres ein. Herr Mulch erklärt in "Warum das Gila-Monster schützen", Ariz. Wildlife Sportsman, 1952, S. 30-31, dass Gila-Monster im Einzelhandel für 20 bis 40 Dollar verkauft wurden und dass es bis heute nur einen Todesfall durch einen Biss des Gila-Monsters gegeben hat, und zwar 1930.

Chapman Grant, 1952

Übersetzt aus dem Englischen mit DeepL (kostenlose Version)

GRUMBACH-Incubator (Mod. BS 420) mit zahlreichen Gelegen

GRUMBACH-Inkubator (Mod. BSS 420) mit zahlreichen Gelegen

Verwandtschaftsbeziehungen der Reptilien untereinander:
Heloderma sind nahe Verwandte unserer Blindschleiche !


Verwandtschaftsbeziehungen der Reptilien untereinander

Quelle: N. Vidal, S.B. Hedges / C. R. Biologies 328 (2005) 1000 - 1008 (Lit. 36)


Bartagame (Pogona spec.)

Giftige Hausgesellen


Überraschende Eiweißfunde bei "harmlosen" Echsen

Viele Leguane, Agamen und Warane dieser Welt werden als Haustiere geschätzt, nicht wenige werden handzahm und unbekümmert als Spielkamerad gehalten. Doch ganz so harmlos, wie es scheinen mag und selbst Reptilienfachleute von jeher meinen, sind die urigen Schuppentiere offenbar gar nicht. Denn viele der Echsen produzieren wie die Schlangen ein Gemisch aus Giften, das denen der beinlosen Verwandten erstaunlich ähnelt. Damit gerät nicht nur ein uraltes Bild ins Wanken, das sich Terrarianer von ihren wärmeliebenden Hausgenossen machen. Die gesamte Taxonomie und der Stammbaum der Reptilien steht vor einem Umbruch. Verantwortlich dafür sind neuere Veröffentlichungen der Gruppe um den australischen Giftexperten Bryan G. Fry von der University of Melbourne in Parkville, der den Mundspeichel und die Anatomie zahlreicher Warane und Leguane analysiert und nach speziellen Gifteiweißen gesucht hat.

Bisher war man in dieser Hinsicht nur bei den Schlangen und bei zwei schon im Aussehen außergewöhnlichen und darüber hinaus eng verwandten Echsen fünfundig geworden: den Krustenechsen wie dem australischen "Gilamonster", die die durchaus auch für Menschen gefährlichen Giftcocktails in speziellen Unterkieferdrüsen produzieren. Schwellungen, Blutungen, Atembeschwerden, Muskelschmerzen und andere Symptome, die man nach Bissen etwa von Waranen immer wieder beobachtete, führte man traditionell auf Verunreinigungen des Speichels mit Keimen zurück. Häufig wohl ein Trugschluß, wie sich jetzt zeigt. In der Online-Ausgabe der Zeitschrift "Nature" berichteten Fry und seine Kollegen kürzlich, daß man in kleinen Drüsen im Ober- oder Unterkiefer von Waranen und Leguanen nicht weniger als neun toxische Eiweißverbindungen entdeckt hat. Sieben davon hatte man bisher ausschließlich bei Giftschlangen vermutet, darunter etwa den "Kobra-Giftfaktor" oder Vespryn, die dort in speziellen Giftdrüsen im Oberkiefer produziert und durch Giftzähne in die Beute injiziert werden. Im Unterkiefer von Waranen hat man eine Phospholipase A2 gefunden, die als exklusiver Inhaltsstoff von Gilamonster und Krustenechse galten. Damit rücken die Warane stammesgeschichtlich nahe an diese beiden Giftechsen heran.

Wie eng die Echsen mit den Giftschlangen offenbar verwandt sind, zeigt auch ein Proteinfund bei dem Buntwaran, Varanus varius: Er produziert das sogenannte Crotamin, ein Gifteiweiß, das für Klapperschlangen charakteristisch ist. Bei Experimenten mit Ratten hat sich gezeigt, daß der Speichel des Buntwarans die Nagetiere rasch zu betäuben und deren Blutdruck abrupt abzusenken vermag. Das Gift wird bei dem stattlichen Reptil in schon recht gut ausgebildeten Drüsen des Ober- und Unterkiefers erzeugt. Bei der östlichen Bartagame (Pogona barbata) hingegen, einer ebenfalls in Australien beheimateten stachelschuppigen Echse, die wegen ihrer Zutraulichkeit als Terrarientier besonders geschätzt wird, verteilt sich die Giftproduktion auf offensichtlich primitivere und kleinere, in den Kiefern verteilte Drüsenzellaggregate. Die Bartagame dürfte neben den Krustenechsen und dem Gilamonster einem gemeinsamen Vorfahr aller Giftschlangen und -echsen am nächsten stehen. Aus paläontologischen Vergleichen schließen die Forscher, daß die Ausbildung von Giftdrüsen bei den Reptilien wohl schon vor etwa zweihundert Millionen Jahren begann, also rund hundert Millionen Jahre früher als vermutet.

Die Gruppe der heutigen giftbewehrten Schuppenkriechtiere ist mit der Veröffentlichung der australischen Forscher nun plötzlich sogar in der Mehrzahl: Knapp 58 Prozent, 4900 von 7900 Reptilienarten zählen zur Verwandtschaft der Schlangen, Leguane, Agamen, Warane und Krustentiere. Die meisten davon freilich sind für den Menschen wenig gefährlich, bei der Jagd und Verwertung der kleinen Beutetiere aber wohl durchaus segensreich.

JOACHIM MÜLLER-JUNG

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 04.06.2006


Anmerkung des WEB-Autors: EXENATIDE ist Bestandteil des GIFTES von Heloderma suspectum    (vergl. Lit. 1)

Dier neue Hoffnung für Zuckerkranke, Bildzeitung 30.06.2005!
Quelle: Bild vom 30.06.2005

Dieses Monster soll Diabetikern helfen

Gila-Krustenechse im Habitat Im nächsten Jahr wird ein neuartiges Medikament für Zuckerkranke zugelassen.
Es wurde aus dem Speichel der Gila-Krustenechse entwickelt.

VON BERND SCHWEDHELM

Sie ist knapp einen halben Meter lang, schwarz-orangefarbene Flecken bedecken ihren schuppigen Körper, und ihr Biss ist extrem schmerzhaft - die in den Wüsten der südlichen USA vorkommende Gila-Krustenechse ist kein Tier, dem man gern begegnen möchte.
Und doch enthält ihr Körper etwas, das vielen Menschen Nutzen bringen wird: Ein Eiweißstoff in ihrem Speichel

(Exendin-4) kann Diabetikern helfen, ihren Blutzucker in den Griff zu kriegen.
Ein daraus entwickeltes Medikament (Wirkstoff Exenatid) soll im nächsten Jahr in Deutschland zugelassen werden.
„Exenatid wird beim Diabetes Typ 2 eingesetzt“, erklärt Professor Michael Nauck vom Diabeteszentrum in Bad Lauterberg.
Bei dieser Diabetesform ist zu wenig vom körpereigenen Blutzuckerhormon Insulin vorhanden, oder das Hormon wirkt nicht mehr richtig. Dadurch erhöht sich der Blutzucker.
Kurzfristig kann das zu Schwächegefühl und großem Durst führen. Häufig wird die Erkrankung, an der mehrere Millionen Deutsche leiden, jedoch erst nach Jahren bemerkt. Dann drohen als Spätfolgen Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Nierenversagen. „Zu Beginn der Therapie sollten die häufig übergewichtigen Patienten durch mehr Bewegung und bessere Ernährung abnehmen“, so Experte Professor Nauck. „Besonders bei Frühformen der Erkrankung kann so zum Teil der Blutzucker wieder normalisiert werden.“ Reicht das jedoch nicht aus, werden Tabletten (meist zunächst der Wirkstoff Metformin) verordnet. Wenn auch das nicht reicht, muss der Patient Insulin spritzen. Eine sehr wirksame Therapie – aber keine harmlose. Insulin senkt den Blutzucker nämlich auf jeden Fall. Wenn man sich das Medikament (Insulin) also spritzt und dann nicht genug isst, droht eine Unterzuckerung.

Hier ist Exenatid anders: Es wirkt ernährungsabhängig. „Auf eine Nahrungsaufnahme folgt eine Ausschüttung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse ins Blut. Vermittelt wird diese Ausschüttung von bestimmten Hormonen aus dem Darm, den sogenannten Inkretinen. Bei der Erforschung dieses Mechanismus waren deutsche Forscher führend“, so Professor Nauck. Sie erkannten: Wenn es gelingt, die Wirkung der Inkretine durch ein Medikament zu „imitieren“, dann würde dieses Mittel nur genau dann wirken, wenn der Blutzucker auch wirklich erhöht ist. Und hier kam die Krustenechse ins Spiel: Der New Yorker Hormonforscher Dr. John Eng hatte den Speichel des Gila-Monsters untersucht. Die einzige Erklärung dafür war, dass das „vorher noch keiner untersucht hatte“. Und er fand im Speichel der Tiere ein Hormon, das den menschlichen Inkretinen sehr ähnelte. Tausende von Laboruntersuchungen folgten, Tierversuche und schließlich klinische Tests. Inzwischen ist Exenatid bereits in den USA zugelassen, Hersteller Lilly erwartet eine Zulassung in Deutschland in der ersten Jahreshälfte 2007. Nebenwirkungsfrei ist das Mittel, das einmal täglich unter die Haut injiziert wird, aber nicht: „In den ersten Tagen der Behandlung klagt ein Teil der Patienten über Übelkeit, das geht allerdings vorüber“, so Professor Nauck. Der Experte glaubt, dass das Echsen-Medikament nur das erste von zahlreichen neuen Medikamenten sein wird, die Diabetikern das Leben leichter machen: „Die Forschung geht hier ständig weiter. Mehrere weitere Medikamente werden in den nächsten Jahren auf den Markt kommen.“


Quelle: Bild am Sonntag vom 12.11.06


Blutzuckersenkender Wirkstoff der Krustenechse auch für europäische Zulassung empfohlen

(06.10.2006) Ende September hat sich die europäische Arzneimittelkommission (EMEA) dafür ausgesprochen, die neue Substanz Exenatide in Europa zur Behandlung des Typ 2 Diabetes zuzulassen. In den USA ist dieses erste Medikament aus der neuen Substanzklasse der sogenannten Inkretin-Mimetika bereits seit April 2005 zugelassen. Inkretin-Mimetika bedeutet, dass es sich hierbei um Stoffe handelt, welche die körpereigenen Inkretine (Darmhormone) nachahmen.

Seit langem ist bekannt, dass der Darm nach dem Essen kohlehydratreicher Mahlzeiten Botenstoffe aussendet. Diese Darmhormone sind für den Inkretin-Effekt verantwortlich. Der bedeutet, dass die Insulinfreisetzung der Bauchspeicheldrüse stärker angekurbelt wird, wenn Zucker als Essen oder Getränk in den Körper gelangt, als wenn die Glukose den Magendarmtrakt umgehend als Infusion zugeführt wird. Hauptsächlich verantwortlicher Vermittler für diese Inkretinwirkung ist das Hormon GLP-1 aus dem Dünndarm. Es stimuliert abhängig vom Blutzucker die Insulinfreisetzung, hemmt den Insulingegenspieler Glukagon, verlangsamt die Magenentleerung und spielt eine wichtige Rolle dabei, wie da Gefühl der Sättigung entsteht. Die nach dem Essen entstehenden Blutzuckerspitzen werden so gebremst. Besonders attraktiv ist dieser Ansatz der Diabetestherapie, da Exenatide seine Wirkung abhängig von der Höhe des Blutzuckerspiegels entfaltet. Das Risiko von Unterzuckerungen ist damit deutlich vermindert. Ein weiterer Pluspunkt bei der Behandlung mit Exenatide ist, dass es zu einer deutlichen Gewichtsreduktion führt. Die häufigste unerwünschte Wirkung waren leichte bis moderate Übelkeit, die zu Beginn der Therapie auftreten kann.

Das körpereigene GLP-1 ist zur Therapie ungeeignet, da es von speziellen Enzymen sehr rasch abgebaut wird. Zufällig entdeckte der New Yorker Endokrinologe John Eng Anfang der 90er Jahre im Speichel der in Arizona verbreiteten Krustenechse (Heloderma suspectum) das Peptidhormon Exendin-4, dessen Aminosäurenkette etwa zur Hälfte mit GLP-1 übereinstimmt. Exenatide ist die synthetisch hergestellte Version des Echsenpeptids, die an dem gleichen Rezeptor andockt, aber wesentlich länger wirkt. Es muss ebenso wie Insulin mit einem Pen unter die Haut gespritzt werden. Empfohlen wird der Wirkstoff von der EMEA für Menschen mit Typ 2 Diabetes in Kombination mit Metformin und/ oder Sulfonylharnstoffen bei Patienten, die keine ausreichende gute Blutzuckereinstellung unter der maximal tolerierten Dosierung dieser oralen Diabetesmedikamente haben. Anfang 2007 wird Exenatide hierzulande unter der Handelsnamen Byetta® von dem Herstellern Eli Lilly und Amylin auf den Markt kommen.

Kirsten Lindloff, Deutsche Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung

Quelle: EMEA, Committee for medicinal products for human use summary of positive opinion for BYETTA. London, 21.09.2006;

http://www.emea.europa.eu/pdfs/human/opinion/33765706en.pdf
nordamerikanische Krustenechse

Das zufällig im Speichel der nordamerikanischen Krustenechse entdeckte Hormon Exendin-4 führte zur Entwicklung eines neuartigen Antidiabetikums


Wetzlarer Neue Zeitung: Zu Gast bei Yupi, Maus und Co.

Artikel über das neue Buch "Die Gile Krusten Echse" von Dr. H.-J. Schwandt.

Wetzlarer Neue Zeitung: Zu Gast bei Yupi, Maus und Co

Gießener Allgemeine Zeitung: Kritik am Verbot gefährlicher Wildtiere in Privathaushalten.

Gießener Allgemeine Zeitung: Kritik am Verbot gefährlicher Wildtiere in Privathaushalten

Wetzlarer Neue Zeitung am 09.05.2016: Kerlchen werden sehr zutraulich

Seit Jahrzehnten hält Hans-Joachim Schwandt in Aßlar Krustenechsen

ASSLAR Schön ist die Krustenechse mit dem lateinischen Namen "Heloderma suspectum" und ihrer hellen Zeichnung auf schwarzem Grund. Und eigentlich sind die kräftigen Tiere, die eine Länge von 60 Zentimetern erreichen können, auch ganz friedlich.

Dr. Schwandt mit einem seiner Gila MonsterDennoch gilt es, sie besonders vorsichtig zu behandeln, denn die Echsen sind giftig. Einer, der sich mit den amerikanischen Tieren bestens auskennt, ist Dr. Hans-Joachim Schwandt. "Irgendwann habe ich mich einfach in diese Kerlchen verliebt", erzählt der Pharmazeut, der die Krustenechsen seit Jahren mit einer Sondergenehmigung hält.

Rundgang im Reich von Hans-Joachim Schwandt, der bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2001 als Laborleiter am Zentrum für Kinderheilkunde der Gießener Justus-Liebig-Universität gearbeitet hat und auf vier Jahrzehnte Erfahrung mit Reptilien zurückblickt. Das wird bei der Begehung sofort deutlich: In den Räumen des Forschers, der sich mit den Echsen aus wissenschaftlichen Gründen befasst, steht eine ganze Batterie geräumiger Terrarien mit reichlich Sand und Versteckmöglichkeiten.

Die ganze Anlage mit ihren schätzungsweise einen Meter hohen und völlig ausbruchssicheren Becken, in denen für artgerechte Temperatur gesorgt ist, ist hochprofessionell. Die Terrarien beherbergen alles in allem rund 40 Tiere, die fast alle einen Namen haben und denen die Besucheraugen zunächst mal völlig egal sind.

Erst als Schwandt, der eine umfangreiche und detaillierte wissenschaftliche Dokumentation im Internet unter www.heloderma.net veröffentlicht, eine der Echsen mit fachmännischem Griff aus ihrem Domizil nimmt, findet die das nicht so toll. Einen Moment lang faucht das Tier, das allerdings Schwandts Stimme kennt und sich durch Zureden beruhigen lässt.

"Diese Kerlchen werden sehr zutraulich, trotzdem ist immer äußerste Vorsicht geboten", weiß der Experte, der in den 70er Jahren auch Klapperschlangen gehalten hat. Grundsätzlich gelte aber auch für Krustenechsen das, was für Schlangen gilt: "Gebissen werden in der Regel die Menschen, die die Tiere nicht in Ruhe lassen. Sie sind dann meist selber schuld", betont der Fachmann.

Tödlich ist das Gift der Krustenechsen unter normalen Umständen nicht. Es verursacht aber eine über mehrere Tage anhaltende Schwellung und starke Schmerzen, die nach einiger Zeit wieder abklingen.

Heute werden in Hessen keine neuen Genehmigungen für die Haltung giftiger Tiere erteilt

"Ich habe eine Sondergenehmigung, diese Echsen zu halten und zu züchten sowie für den Import und Export", erläutert der Pharmazeut, der mit Reptilien während seiner akademischen Jahre in den USA in Kontakt gekommen war. Heute ist der Erhalt einer solchen Genehmigung, auch durch einen so genannten Sachkundenachweis, nicht mehr möglich.

"Hessen hat diesen Nachweis ganz bewusst nicht anerkannt. Altbesitz wird akzeptiert, ein Einstieg in die Haltung giftiger Tiere ist dagegen nicht mehr möglich", weiß Schwandt, der insbesondere auf Farbvarianten züchtet und beispielsweise auch Tiere an Zoos in Spanien, Italien und in die Schweiz abgegeben hat.

Und die Pflege? "Das ist kein Hobby wie Briefmarkensammeln", lächelt der Reptilienkenner, der seine Schützlinge mit Mäusen füttert. Gerade eben habe er in den Terrarien den Sand gewechselt, was allerdings nur in relativ großen Abständen erfolgen müsse.

Dann aber werden pro Becken fünf Eimer Sand zunächst vollständig getrocknet und schließlich eingebracht, berichtet Schwandt. Besonders anspruchsvoll wird die Pflege, wenn die Tiere krank sind.

Dann könne er jedoch auf die Analysekompetenzen eines Berliner Labors vertrauen, so der Aßlarer, der betont: "Es geht um Verantwortung für meine Tiere." Übrigens: Schon als Kind hatte der gebürtige Berliner großes Interesse an Reptilien und sammelte nach Kriegsende in Bombenkratern Molche. "Das war immer schon ein Thema", resümiert Schwandt.


Ein Höhepunkt ( Highlight ) !

Hans- Jörg Wiedl und J. Schwandt mit Macrovipera lebetina cypriensis R.

Hans- Jörg Wiedl und J. Schwandt mit Macrovipera lebetina cypriensis R.

Zypern-Exkursion im Oktober 2008 mit Hans-Jörg Wiedl ("Snake George"), dem Wiederentdecker (1992) und erfolgreichen Züchter der verschollenen zypriotischen Ringelnatter ( Natrix n. cypriaca ). Er setzt sich seither vor Ort für den Schutz der Herpetofauna Zypern`s durch Zuchtvorhaben und Aufklärungsarbeit der Bevölkerung in seinem Reptilienpark in Paphos ein.

Danke George für die professionellen Unterweisungen und die "ergiebigen", ausgedehnten Exkursionen.

Besuch bei Snake George auf Paphos Snake George ist ein sehr interessanter Mensch und damit kennt er auch einige interessante Leute.
George brachte kürzlich 3 interessante Leute in unser Büro.
Ihre Namen sind: Jochen Schwandt Ph.D, Bjoern Lindstaedt und Dennis Brusius.

Diese drei Herren kommen aus Deutschland und sind hier, um George zu besuchen und ihm auf jede erdenkliche Weise zu helfen. Jochen und Snake George sind seit vielen Jahren in Kontakt und Jochen teilt das Interesse am Schutz der Ringelnatter auf Zypern. Björns Eltern wohnen hier auf Zypern, nicht allzu weit von Snake Georges Park entfernt, und bei einem seiner vielen Besuche auf Zypern besuchte Björn den Park und traf sich mit George, und Dennis kam mit Björn zu einem Besuch nach Zypern und traf Snake George.

Alle drei Herren sind sehr interessiert an den Dingen, die George tut und hoffen, dass er seine Bemühungen fortsetzt, die Menschen auf Zypern über Schlangen und Reptilien aufzuklären. Alle leben derzeit in Hessen, Deutschland, wo sie sich mit Reptilien und Schlangen beschäftigen. In Hessen ist es derzeit illegal, giftige Schlangen als Haustiere zu haben oder zu halten. Aber man kann eine Genehmigung erwerben, um sie in einen "Park" zu halten.

Alle drei sind Mitglieder der D.G.H.T (Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde). Diese Gesellschaft kann George bei seinen Bemühungen, Ideen und vielleicht sogar finanziell unterstützen. Für Bjoern ist seine Liebe zu Schlangen und Reptilien ein Hobby, aber ein sehr ernsthaftes. Er hat nicht so viele Schlangen wie andere, aber er ist wirklich fasziniert von ihnen. Das Gleiche gilt für Dennis. Jochen hingegen hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese faszinierenden Geschöpfe zu studieren. Er hat Klapperschlangen, amerikanische und europäische Nattern gehalten und konzentriert sich seit dem Jahr 2000 bis heute auf die Zucht der Gila- Krustenechse (Heloderma suspectum) der Reptilien. Für weitere Informationen können Sie seine Webseite besuchen: www.heloderma.net

Bjoern erzählte mir, dass er wirklich froh ist, dass er wieder nach Zypern gekommen ist. "Es sollte eigentlich auch ein Urlaub werden, aber dann wir waren mit George auf "Schlangenjagd"! Ich bin erstaunt, dass er diese Gegend so gut kennt und weiß, wo man bestimmte Arten findet. Ich habe so viele Arten gesehen, die ich ohne Georges Hilfe nie gesehen hätte." Dennis sagte: "Wir hörten von Georges Problemen durch Leute, die wir in Deutschland kennen, und wir wollten sehen, ob wir irgendwie helfen können. Jochen erklärte: "Meiner Erfahrung nach wird den Menschen in Europa die Notwendigkeit des Schutzes von Tieren und Reptilien immer bewusster; sie merken, dass viele Arten aussterben werden, wenn wir tatenlos zusehen. Ich bin traurig, dass viele Menschen in Zypern diesen Gedanken noch immer nicht verinnerlicht haben und immer noch der Meinung sind, dass "eine gute Schlange eine tote Schlange ist".

Erst vor zwei Tagen hatte Snake George einen Einsatz. Ich bin erstaunt, wie professionell George war. Obwohl er die Schlange nicht finden konnte, um sie zu entfernen, gab er der Dame Anweisungen, wie sie die Schlange aus ihrem Auto loswerden konnte, ohne die Schlange zu verletzen auch ohne dass sie die Schlange gesehen hätte . Sie mochte Schlangen nicht besonders!" Der allgemeine Konsens der Jungs war, dass jede Stadt stolz sein sollte, einen solch informativen und einzigartigen Reptilien-Park zu haben, und es ist eine Schande, dass George vielleicht schließen muss. Der Park würde und sollte viele Touristen und Einheimische gleichermaßen anziehen und desgleichen viele weitere reptilienverrückte Männer!!!

Also frage ich die Jungs nach einem Schlusswort, ob es irgendwelche letzte Bemerkungen gäbe, und die gab es!!! Bjoern: Tötet nicht die Schlangen! Dennis: Tötet die Schlangen nicht, bitte! Jochen: Früher wurde die Schlange als Symbol für Intelligenz angesehen, denkt mal darüber nach! Auch wir müssen unsere Vorstellungen über Dinge, von denen wir nichts wissen, ändern. Wenn man etwas nicht kennt, wie kann man dann dagegen sein?! Alle Menschen und alle Lebewesen kommen aus ein und derselben Energie; manche Menschen würden diese Energie als "Gott" bezeichnen. Deshalb müssen wir mit ihnen in Frieden und Harmonie leben.

©Copyright 2007 Polic & Latchi Magazine, Paphos - Cyprus, Nov. 2008 



20 junge Ringelnattern in die Freiheit entlassen

In Aßlar geschlüpfte Tiere fanden am Rand der Stadt ein neues Zuhause – Für Menschen völlig ungefährlich

Gießen (ck). Sie sind ungefähr 15 Zentimeter lang und knapp bleistiftdick und sie wollen nur eins: raus aus dieser blöden Kiste, die in den letzten Stunden ihr Domizil gewesen ist. Und kaum haben »Papa« Dr. Jochen Schwandt und Dr. Hans-Joachim Grommelt den Deckel geöffnet, da schlängeln sie sich über den Rand in die Freiheit. Die Rede ist von 20 jungen Ringelnattern, die vor einigen Tagen in einem Naturschutzgebiet am Rande Gießens eine neue Heimat erhalten haben und seitdem die dortige Fauna bereichern.

Ringelnattern kommen in die Freiheit

Kaum hatten Dr. Jochen Schwandt (r.) und Dr. Hans-Joachim Grommelt die Kiste geöffnet, da schlängelten sich die rund 15 Zentimeter langen Jungnattern über den Rand in die Freiheit.
Foto: Schepp

Gebürtige Gießener sind die Neubewohner nicht. Gechlüpft sind sie im Keller eines Wohnhauses in Aßlar, wo Schwandt ihrer Mama einen kuschligen Ort zur Eiablage eingerichtet hatte. Auf die Ringelnatter aufmerksam gemacht geworden war der Experte, der mehr als 20 Jahre selbst Schlangen züchtete, von den Bewohnern eines Neubaugebiets in Aßlar. Schnell hatte er erkannt, dass das Tier »in anderen Umständen war«. Und da es in weiten Kreisen der Bevölkerung immer noch Vorbehalte gegen Schlangen gibt, es für die Schlange zudem schwierig geworden wäre, einen geeigneten Brutplatz zu finden, hatte Schwandt die werdende Mutter mit nach Hause genommen. 34 Tage nach der Eiablage schlängelten sich dann die Nachwuchsnattern aus den Schalen.

Während das Muttertier an der Dill eine neue Heimat fand, ging in Gießen Umweltamtsleiter Grommelt – wie Schwandt in der Agenda- 21-Gruppe »Natur- und Umweltschutz « aktiv – auf die Suche nach einem geeigneten Domizil für den Nachwuchs. Und nachdem dieses gefunden war, stand dem Tag der Freilassung nichts mehr im Wege. Beide Naturfreunde hoffen nun, dass die jungen Tiere zu stattlichen Ringelnattern heranwachsen, ohne zuvor von ihren Fressfeinden (Vögeln, Füchsen, Katzen…) erwischt zu werden. Sie selbst werden sich in Zukunft vor allem von kleinen Fischen, Amphibien oder Insekten ernähren.

Ringelnattern bei der Eiablage

Die Ringelnattermama mit dem werdenden Nachwuchs in ihrem Gelege im Haus von Dr. Jochen Schwandt in Aßlar.
Foto: pv

Für Menschen sind Ringelnattern, die auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere stehen und bis zu etwa 1,20 Meter lang werden können, ungefährlich. Im Gegenteil: Der Mensch gehört zu ihren größten Feinden: Immer wieder werden Tiere von Autos überfahren oder zuweilen gar erschlagen.

Den »schlechten Ruf« der Tiere, der wohl vor allem auf Unwissenheit beruhen dürfte, bedauert auch Schwandt. Nach seinem Pharmaziestudium war der gebürtige Berliner in den USA erstmals mit den Reptilien in Berührung gekommen und hatte in der Folge Schlangen gezüchtet. Seit einigen Jahren hat er Krustenechsen – die einzigen bekannten giftigen Eidechsen – zu seinem Forschungsobjekt auserkoren und gilt als einer der führenden Experten in Sachen Heloderma suspectum.

Quelle: Gießener Anzeiger, 29.08.2009

 


Jochen Schwandt - der Schlangendoktor im Gießener Express


Eine echte Schlange im Kindergarten Aßlar

"Eine echte Schlange hab ich angefasst" haben gestern die meisten der 34 Aßlarer Vorschulkinder sicherlich berichtet, als sie von der Kindertagesstätte "Kirchberg" abgeholt worden sind. Jochen Schwandt war am Vormittag zu Gast und hatte eine (ungiftige) Königsnatter aus Mexiko mitgebracht. Der Aßlarer betreut seit 30 Jahren die Terrarien in der Gießener Kinderklinik. Kindern unbegründete Scheu vor den Reptilien zu nehmen, ist ihm ein Anliegen. Zu Beginn hat Lesepatin Maxi Böttcher die Geschichte von "Crictor, der guten Schlange" vorgelesen. Dann ließ Herr Schwandt die Kinder eine abgestreifte Schlangenhaut und die Schale von geschlüpften Schlangeneiern anfassen und zeigte ihnen ein Schlangenbaby. Dessen Papa durften die Kinder anfassen. Die einen tippten vorsichtig mit dem Finger, die anderen nahmen die Natter in die Hand und ließen sie an sich hochkriechen. Berührt haben fast alle Fünf- bis Sechsjährigen die Schlange und waren sich einig: "Die ist gar nicht eklig."


Quelle: WETZLARER ALLGEMEINE ZEITUNG 23.Nov.2007


Gebannt von mexikanischen Königsnattern (Gießener Anzeiger vom 10.02.1998)
Quelle: Giessener Anzeiger vom 10.02.1998, 30 Jahre Terrarium in der Kinderklink Gießen

Lit. 51, Anno 1878: So hat man vor ca. 130 Jahren Krustenechsen beschrieben.

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PDF Datei Aus "Brehms Tierleben"

Monster Sophie - der Filmstar im ZDF bei Dreharbeiten für "Marie kann zaubern" - II " Der weisse Raum"

Monster Sophie - der Filmstar im ZDF bei Dreharbeiten für "Marie kann zaubern" - II " Der weisse Raum"


Jakob Nicolussis Meinung: eine Krustenechse

Das Original des Beitrags von Jakob Nicolussi im «Schlern» vom März 1933 habe ich leider nicht zur Hand. Hier deshalb die entsprechende Passage aus dem Text von Hans Rudolf in der «Berliner Illustrirten Zeitung», Nr. 16, April 1935.

«Der Schuldirektor i.R. Jakob Nicolussi hat alle (im «Schlern» publizierten) Tatzelwurm-Beschreibungen zusammengestellt und verglichen und ist dabei zu dem folgenden beachtlichen Schluss gelangt:

«Im allgemeinen geht aus den Berichten hervor, dass wir uns im Tatzelwurm eine für unsere Gebiete ungewöhnlich grosse Echse von abstossendem Äusseren vorzustellen haben. Der Tatzelwurm erscheint zumeist in einer Körperlänge von 40 bis 60 Zentimeter, mit dem Umfang des Oberarms eines erwachsenen Menschen.» (In einigen, vielleicht phantastisch übertriebenen Berichten aus alter Zeit begegnet man riesenhaften Grössen von ein bis zwei Meter.)

«Fassen wir die Beschreibung kurz zusammen», führt Herr Nicolussi (...) aus: «Der Tatzelwurm gemahnt mit dem plumpen Rumpf, dem breiten Kopf, dem stumpfen Schwanz und den kurzen Beinen an unseren Salamander; seine äussere Bekleidung erweist ihn aber trotzdem als Familienglied der Eidechsen. Seine Haut ist mit groben, warzenartigen Schuppen bedeckt, die sich in ihrer engen Vereinigung oft als Krokodilschildern ähnliche Krusten darstellen. Das Maul ist breit, innen feuerrot, mit spitzen scharfen Zähnen und mit einer zweispaltigen Zunge ausgestattet. Er gilt als giftig, und es sollen auch tödliche Folgen seines Bisses verzeichnet sein. Sein scharfer Blick und seine zornige, kampfeslustige Haltung erinnern an die Kreuzotter.

Die ganze Erscheinung des Tiers in Körperbau, Bekleidung und Eigenschaften erinnert lebhaft an die Familie der giftigen Eidechsen, einzig in ihrer Art, welcher der Tatzelwurm angehören dürfte: Die Eidechsengattung wird genannt: Krustenechse, Heloderma (Brehms Tierleben, Kriechtiere, 2. Band, S. 120 ff.). Zu dieser Gattung von Eidechsen gehören zwei gut bekannte Tiere: Heloderma horridum, das Escorpion der Mexikaner, und Heloderma suspectum, das Gilatier der Wüsten von Arizona, Nordamerika; ferner die wenig bekannte Echse Lanthanotus borneensis der Insel Borneo.



Gila Monster

Gila-Krustenechse oder Gilatier (Heloderma suspectum)
(aus: Brehms Tierleben, 4. Aufl. 1920)


Schuldirektor Nicolussi zitiert dann, was in «Brehms Tierleben» über die Familie dieser Echsen steht: «Der Leib ist gedrungen, der Schwanz walzenförmig und lang, die dritte Vorder- und Hinterzehe mit der vierten länger als die übrigen; das Trommelfell sichtbar; die warzige Körner darstellenden Schuppen stehen in Querreihen; die Zunge teilt sich vorn in zwei kurze platte Spitzen und erinnert auch sonst an die der Blindschleichen; die Zähne sind ähnlich wie bei den Schlangen gekrümmt, an der Wurzel etwas verdickt, verhältnismässig lose dem inneren Kieferrande angewachsen und ohne Höhlung an der Wurzel. Erwachsen erreicht die Krustenechse eine Länge von 60 Zentimeter. Im Knochenbau steht die Familie den Schleichen am nächsten; ihrer Gestalt nach kommt sie mehr mit den Waranen und Ameiven überein, ist aber weit plumper gebaut und durch den dicken, runden Schwanz hinlänglich unterschieden. Der platte, vorn abgestumpfte Kopf trägt auf dem Scheitel erhabene, verknöcherte, im Alter mit dem Schädel verwachsene Warzen; der Leib und die übrigen Teile sind mit halbkugeligen Warzenschuppen bedeckt; das ganze Fell fühlt sich deshalb rauh und körnig an. Die kegelförmigen, spitzen Zähne haben auf der Vorder- und Hinterseite eine deutliche Furche, die aber bei Lanthanotus fehlt. Die Färbung des sehr auffälligen Tiers erinnert an unseren Feuersalamander. Die dunkel oder erdbraun gefärbte Haut der Oberseite ist mit kleinen, nach Alter und Spielarten verschiedenen, von Weissgelb, Orangegelb bis zu Rotbraun abändernden Flecken gezeichnet; den Schwanz ringeln mehrere gelbe Binden; die Unterseite zeigt auf hornbraunem Grunde gelbliche Flecke. Bei dem Gilatier wiegt die helle, bei dem Escorpion die braune Färbung vor.»

Von einer gefangenen Krustenechse erzählt Brehm: «Durch unangenehmen Geruch und heimtückisches Wesen (sie ging sogar, wenn sie gestört wurde, unvermutet zum Angriff über und schnappte wütend nach dem Ruhestörer, wobei ihr Geifer tropfenweise aus dem Maule lief) verdarb sie es ganz mit ihrem Pfleger.» Ist das nicht vielleicht das Gehaben unseres Tatzelwurms?

Weiter heisst es bei Brehm, dass diese Echse an der Westseite der Kordilleren an den trockenen Orten haust und von Würmern, Kerfen und kleinen Amphibien und Reptilien lebt. Sie ist ein Nachttier, bewegt sich langsam und schwerfällig und schleppt, wenn sie alt geworden ist oder trächtig geht, den schweren Leib auf dem Boden. Im Alter wird das Tier aschgrau.

«Wenn man die Echse reizt, lässt sie ein tiefes Zischen oder Fauchen wahrnehmen, und es trieft ihr weisslicher, klebriger Geifer aus dem Maule, der von den sehr entwickelten Unterkieferdrüsen, durch die die Unterkiefergegend gleichsam geschwollen aussieht, abgesondert wird. Der Geifer wird den Furchenzähnen beim Escorpion durch einen, beim Gilatier durch vier bis fünf Kanäle aus den Giftdrüsen zugeführt. Die Zähne selbst sind meist ziemlich weit vom Zahnfleisch bedeckt und ragen nur mit ihrer glasartig durchscheinenden Spitze daraus hervor. Beim Biss aber schiebt sich, wie J. Berg mitteilt, das Zahnfleisch infolge des mechanischen Drucks zurück, so dass die Zähne fast zentimetertief eindringen können.»

Schuldirektor Nicolussi gelangt durch den Vergleich der Tatzelwurmberichte mit Brehms Schilderungen zu folgendem Schluss: «Diese 65 Geschichten (die er genau untersucht hat) können unmöglich alle aus der Luft und Phantasie genommen sein. Wenn wir sie nun mit den Ergebnissen der Wissenschaft auf dem Gebiet der giftigen Eidechsen in Beziehung bringen, so müssen wir bekennen: Der Tatzelwurm der Alpen und anderer Gebirge Europas lebt wirklich oder hat wenigstens noch vor wenigen Jahren gelebt. Der Tatzelwurm ist eine Krustenechse, der man den Fachnamen Heloderma europaeum geben kann, wenn nicht bekannt werdende Eigenschaften eine andere Bezeichnung erfordern.»

Quelle: http://www.markuskappeler.ch

Wikipedia (Tatzelwurm): https://de.wikipedia.org/wiki/Tatzelwurm_(Fabeltier)



 Gottesanbeterin muss sich mit einer Wespe eine Heuschrecke teilen

Gottesanbeterin (Mantis religiosa)
© MRF-Natur

Die Intrige

Theorie und Praxis der Hinterlist


Vorspiel mit der Teufelsmantis

Die Schöpfung lügt. Der Kosmos des Lebendigen, an dem wir uns freuen, weil er alles enthält, was schön ist, und weil er uns selbst wieder am Leben erhält, ist ein unabsehbarer Zusammenhang von Lüge, Täuschung, Tücke und todbringender Hinterlist. Jahrmillionen vor dem ersten Menschen gab es auf dem blauen Planeten schon die praktizierte Falschheit in allen denkbaren Variationen. Die Geschöpfe brauchen sie, um sich von anderen Geschöpfen zu ernähren und um sich fortzupflanzen.
Was lebt, muß Leben töten. Daher ist, was lebt, selbst immer in Gefahr, getötet zu werden, und sucht sich zu schützen. Das Töten wird dadurch schwieriger. Also muss, was lebt, Wege finden, das lebenerhaltende Töten einfacher zu machen.

Was lebt, muß sich vermehren. Dazu braucht es ein zweites Lebewesen. Also muß das erste zum zweiten gelangen oder Mittel finden, die Kopulation über größere Distanzen hin zu vollziehen. Es muß unter Umständen einen Go-between einsetzen. Der macht das nicht freiwillig; denn nichts, was lebt, ist von Natur aus hilfreich. Kuppeldienste werden nur geleistet im Gefolge einer Verlockung, einer Bestechung, einer Falle, einer List.

So gibt es Blumen, die ahmen Insekten nach, und Insekten, die ahmen Blumen nach, täuschend genau. Die Fliegenragwurz, Ophrys insectifera, eine kleine, zauberhaft elegante Pflanze, selten, aber in Mitteleuropa doch noch zu finden, hat ihre Blüte der Gestalt einer schmalen Fliege angeglichen, so überzeugend für wirkliche Fliegen, daß sie kopulieren wollen und sich an dem winzigen Phantom abarbeiten. Dabei stoßen sie mit dem Kopf an die Pollenpakete der Blume, Pollen bleiben am Kopf haften, und die erregten Tierchen befruchten damit beim nächsten aussichtslosen Versuch die nächste Ophrys insectifera.

Fliegen-Ragwurz ( Ophrys insectifera ) Fliegen-Ragwurz ( Ophrys insectifera ) wird von einer Wespe "bepaart" Fliegen-Ragwurz ( Ophrys insectifera )
Fliegen-Ragwurz
( Ophrys insectifera )
Eine Wespe beim Paarungsversuch
mit einer Fliegen-Ragwurz Blüte
Fliegen-Ragwurz im Habitat

Das ist eine komödiantische List. Den Gegenzug des Trauerspiels inszeniert die afrikanische Teufelsmantis, Idolum diabolicum. Ihr hat man mit dem wissenschaftlichen Namen schon zu verstehen gegeben, was von ihr moralisch zu halten sei. Sie spielt die schöne Blume, eine hängende, farbige, leis im Winde spielende Orchideenblüte mitten unter vielen wirklichen Orchideenblüten. Die langen Fangarme hält sie, wie es bei den Mantisarten, den Gottesanbeterinnen, üblich ist, neben den kleinen, dreieckigen Kopf erhoben. Diese Fangarme sind beim Idolum diabolicum breit und weich gelappt und farbig leuchtend wie Blütenblätter. Ein Insekt, das auf Nektarsuche von Blume zu Blume schwirrt, schwirrt bei dieser besonders schönen Blüte genau vor das hungrige Maul und zwischen die blitzartig zugreifenden Krallen.



Teufels-Mantis ( Idolomantis diabolica ) Teufels-Mantis ( Idolomantis diabolica ) Teufels-Mantis ( Idolomantis diabolica )
Teufels-Mantis ( Idolomantis diabolica )


Wie bei den Menschen erscheinen Lüge, List und Täuschung in der Natur auf zweifache Weise, bald als Simulation, bald als Dissimulation. Die Simulation spiegelt etwas vor, was nicht der Fall ist. Harmlose Fliegen geben sich das giftiggelbe Ansehen von stechenden Wespen, die ja ihrerseits nur deshalb so giftiggelb aussehen, damit man sie von weitem erkennt und meidet. Der Trick der wirklichen Wespen ist also die Bekundung der Wahrheit, und zwar so deutlich wie möglich, damit man sie nicht für eine angenehme Nahrung hält, während jene Fliegen, die tatsächlich eine angenehme Nahrung abgeben würden, diesen Wahrheitstrick simulieren. Die Dissimulation wiederum spielt nichts vor, sondern verbirgt und verheimlicht die wahre Beschaffenheit. Sie entzieht so das mögliche Opfer den gierigen Blicken. Fische gibt es, die hegen flach auf dem Seegrund, von Sand und Schlamm überspült. Das Wiesel oder Hermelin, ein schnelles kleines Raubtier, ist im Winter weiß, im Sommer erdfarbig. Das hilft beim Töten und schützt gegen das Getötet-werden zu jeder Jahreszeit. Nur die Schwanzspitze bleibt unverändert schwarz. Der Schulterumhang aus weissem Hermelin mit dem Kranz der baumelnden schwarzen Spitzen gehört zur Krönungstracht der Könige. Das ist schön und ominös zugleich. Die indonesische Schwester der Teufelsmantis, die Orchideenmantis, trägt quer über den Unterleib einen einfachen grünen Strich. Dadurch erscheint sie wie zwei übereinander hängende Blumen, und der Mantisumriß, der im Gehirn der potentiellen Opfer als Gefahrensignal gespeichert sein könnte, ist aufgelöst.

Orchideen-Mantis ( Hymenopus coronatus ) © bugsincyberspace.com Orchideen-Mantis ( Hymenopus coronatus )© insecte.org Orchideen-Mantis getarnt in einer Orchideenrispe
© dannesdjur.com
Orchideen-Mantis ( Hymenopus coronatus )


So simuliert in der Menschenwelt der Hochstapler den reichen Mann, mit allen Zeichen der Vornehmheit und der begüterten Lebensführung. So dissimuliert der Spion oder der "schlafende" Terrorist seine wahre Beschaffenheit, indem er unauffällig und freundlich unter freundlichen Nachbarn lebt, bis seine Stunde kommt.
Hamlet simuliert den Verrückten; Jago dissimuliert seinen tödlichen Haß.
Die Schöpfung lügt. Wohin man blickt, ist Täuschung. Selbst so gutmütige Geschöpfe wie die Erdbeere und die Sonnenblume geben etwas vor, was sie nicht sind. Die Erdbeere tut, als wäre sie eine einzige Frucht, die Sonnenblume, als wäre sie eine einzige Blüte. Denn nur so werden die Go-betweens, die für die Fortpflanzung sorgen müssen, auf die beiden überhaupt aufmerksam.
Dennoch wird das Monopol der Lüge seit alters dem Menschen zugesprochen. Hat er es nicht beim Sündenfall vom Teufel erworben und so eigenhändig in seine Welt gebracht? Oder soll man sich das Idolum diabolicum etwa schon im Garten des Paradieses denken, freundlich nickend vom Orchideenbaum? Wahr sei die ganze kreisende Natur, meinte Grillparzer, und unwahr sei nur der Mensch. In der Komödie "Weh' dem, der lügt!" läßt er den Bischof Gregor eine Predigt über Lüge und Wahrheit entwerfen, skizzierend, notierend, memorierend. Da erscheint die Differenz zwischen Mensch und Natur eindeutig genug:

Was, Mensch, zerstörst du deines Schöpfers Welt?
Was sagst du, es sei nicht, da es doch ist; Und wiederum, es sei, das es doch nie gewesen?

Wahr ist die ganze kreisende Natur;
Wahr ist der Wolf, der brüllt, eh' er verschlingt,
Wahr ist der Donner, drohend, wenn es blitzt,
Wahr ist die Flamme, die von fern schon sengt,
Die Wasserflut, die heulend Wirbel schlägt;
Wahr sind sie, weil sie sind, weil Dasein Wahrheit.
Was bist denn du, der du dem Bruder lügst,
Den Freund betrügst, dein Nächstes hintergehst?
Du bist kein Tier, denn das ist wahr; Kein Wolf, kein Drach', kein Stein, kein Schierlingsgift:
Ein Teufel bist du, der allein ist Lügner, Und du ein Teufel, insofern du lügst.

"Dasein ist Wahrheit" - in seiner reinen Existenz, heißt das, in seiner einfachen Kreatürlichkeit ist jedes Lebewesen ganz wahr und wahrhaftig. Sein und Wahrsein sind eines und dasselbe. Deshalb verstößt der Mensch, der als einziger lügen, täuschen und betrügen kann, gegen das Wesen der Schöpfung und gegen den in dieser Schöpfung verkörperten Willen des Schöpfergottes. Und Grillparzer zögert nicht, das Stichwort fallen zu lassen, das für die skrupellosen Lügner und Ränkeschmiede seit Jahrhunderten gebraucht wird: Teufel. So kompliziert und zusammengesetzt die Geschichte des Teufels in der abendländischen Welt auch ist, eines Tages stand er für das Prinzip Lüge, und zwar sowohl als Urbild wie auch als konkrete Ursache in seiner Funktion des Anstifters und Verführers. Als "Vater der Lüge" wird er im Johannes-Evangelium bezeichnet. Selbst heute, da der Teufel zum bloßen Schlagwort geworden ist, zu einem leeren Umriß, kommen wir nicht ohne ihn aus, wenn wir unter dem Schock einer böswilligen Täuschung nach dem unzweideutigen Exempel suchen.

Was wäre geschehen, wenn Grillparzers Bischof das Idolum diabolicum in seine Predigt hätte einbauen müssen? Hätte er immer noch sagen können: "Wahr ist die ganze kreisende Natur"? Insofern als zur Lüge das Bewußtsein gehört, zum Betrug der böse Wille, hätte er bei seiner Aussage bleiben können. Die Natur lügt, aber sie will nicht lügenund weiß nicht, daß sie lügt. Die unabsehbaren Simulations- und Dissimulationsmanöver alles Lebendigen, vom harmlosen Bluff der Sonnenblume bis zur erlesenen Tücke des Ameisenlöwen, sind Ergebnisse der Evolution, nicht gewollt also, nicht beabsichtigt, sondern eines Tages durch Mutation und Selektion entstanden und durch erhöhte Überlebenschancen erhalten, ohne Absicht.



PETER VON MATT
"Die Intrige" Carl Hanser Verlag 2006

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 04.01.2006         Ergänzung des Originalartikels mit Bildern durch den WEB-Autor 01.02.08

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